Mit dem Ausschuss für Familie, Jugend, Integration und Verbraucherschutz in Paris

Im Rahmen der Ausschussarbeit habe ich letzte Woche gemeinsam mit einer Delegation des Ausschusses für Familie, Jugend, Integration und Verbraucherschutz an einem Besuch in Paris teilgenommen. Der Austausch mit Entscheidungsträger:innen unterschiedlichster kommunaler Ebenen Frankreichs, Verantwortlichen aus Stiftungen, Bildungseinrichtungen, Familieninstitutionen, Verbänden oder Initiativen war sehr wertvoll für meine Arbeit. Außerdem sind Ausschussreisen immer ein wichtiger Baustein unserer deutsch-französischen Partnerschaft und ein wichtiger Beitrag für unsere europäischen Ideen. Das hat der Besuch in der deutschen Botschaft am Ende der Reise auch bekräftigt.

Die verschiedenen Einblicke boten uns eine Menge inhaltlicher Inspiration. So erfuhren wir beispielsweise von einem erfolgreichen französischen Konzept für Kindertagesstätten, in welchem auch ein Familienzentrum angesiedelt ist. Dies ermöglicht neben der Betreuung der Kinder auch Beratungsangebote und weitere Maßnahmen für die Familien, Geschwister und Eltern. Diese Umsetzung verzahnt aus verschiedenen Blickwinkeln Kinder-, Jugend- und Familienpolitik. Unserem Ziel, Betreuung, begleitende und unterstützende Angebote unter einem Dach zu denken, könnte durch eine solche Anlaufstelle und als Begegnungsort der Generationen in ersten Schritten Rechnung getragen werden.

In einem weiteren Gespräch trafen wir die Bürgermeisterin von der Stadt Saint-Denis im Nordosten von Paris. Die Stadt zählt zu den ärmeren Bezirken Frankreichs. Horrende Mietpreise in den reicheren Orten in und um Paris, zwingen viele Familien in Vororte zu ziehen. Die hier also stark spürbare und weit geöffnete Schere zwischen Arm und Reich belastet den sozialen Zusammenhalt der Bürger:innen und hat in den vergangenen Jahren immer wieder zu Aufständen geführt. Entsprechend hoch ist die Motivation der Entscheidungsträger:innen, für die Bedürfnisse der Bürger:innen Lösungen in der Wohnungspolitik zu entwickeln, von denen alle profitieren können. So werden im Jahr mehrere Tausend Sozialwohnungen gebaut und saniert. In Saint-Denis sind 52% aller Wohnungen für sozial schwächere Menschen vorgesehen. Es gibt auch einen Mietendeckel und Notunterkünfte, um mehr soziale Gerechtigkeit zu fördern. Dazu gehört auch, die Stadt grüner zu gestalten, Bäume zu pflanzen und Bänke aufzustellen.

Im Kultur- und Familienzentrum „Le Cèdre: un nouvel espace culturel“ in der Stadt Asnières-sur-Seine haben wir vielfältige Angebote für die ganze Familie erlebt. Kinder können mit Kindern spielen, basteln oder Theater spielen. Eltern können sich beim Kaffee im Freien austauschen, Jugendliche kickern oder zocken. Fachkräfte helfen bei den Hausaufgaben, bei Bewerbungen oder der Berufsorientierung. Dieses Angebot und noch vieles mehr haben wir in dem lebendigen Haus gesehen.

Ein interessantes Gespräch hatten wir auch bei der französischen Familienkasse. Hier werden Leistungen für Familien und Kinder ausgezahlt, ebenso die Kindergarten- und Schulgelder für die Eltern berechnet und Fördermittel zum Bau von Bildungseinrichtungen ausgezahlt. In diesem Zusammenhang können die französischen Kolleg:innen auch unsere Expertise zur Anregung mitnehmen. Beispielsweise gibt es bisher keine Gebührenfreiheit für Bildung und Betreuung. Hier kann sich Frankreich gerne etwas von uns abschauen.

Weitere Gespräche haben wir mit Vertreter:innen der Böll-Stiftung Paris, Vertreter:innen der LSTBQ-Bewegung oder Initiatoren von Jugendprojekten geführt.

Die Reise zeigte sehr gut, wie informativ und wichtig, der inhaltliche Austausch zwischen Nachbarländern ist. Genauso geht es aber darum, unsere Partnerschaft und Freundschaft auszubauen. Die regelmäßige Pflege der deutsch-französischen Freundschaft steht für den Erhalt unseres Europas – dem internationalen Symbol für Frieden. Gerade in so schweren und gewaltvollen Zeiten und mit dem derzeit herrschenden Angriffskrieg von Russland auf die Ukraine ist es umso wichtiger, die Bänder die es gibt zu stärken.

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